Hintergründe zu Citizen Science "Glocken schützen"
Wenn eine Glocke einen Riss bekommt, wird das Klangverhalten so stark beeinträchtigt, dass ein Weiterbetrieb der Glocke nicht mehr möglich ist. Solch eine gerissene Glocke kann nur durch Schweißen repariert werden oder wird eingeschmolzen, um eine neue Glocke zu gießen. Gerade in Deutschland, wo in den beiden Weltkriegen etwa drei Viertel aller Glocken zerstört wurden, stellt jede nicht mehr läutende Glocke einen besonders hohen Verlust von wertvollem Kulturgut dar.
Unser erklärtes Ziel ist es, dass zukünftig möglichst keine Glocken mehr - weder historische noch moderne - vom Turm genommen werden müssen, weil sie durch das Läuten überbeansprucht und gerissen sind.
Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir das Verfahren des musikalischen Fingerabdrucks entwickelt, mit dem der Zustand von Glocken mit geringem Aufwand zuverlässig überwacht werden kann. Der musikalische Fingerabdruck stellt eine Schwingungsanalyse der Glocke dar, die auf Basis von Klangaufnahmen durchgeführt wird. Diese Schwingungsanalyse ermöglicht eine Diagnose eines beginnenden Risses zu einem Zeitpunkt, bei dem das menschliche Gehör noch nicht in der Lage ist, klangliche Veränderungen im Glockenklang festzustellen.
Um Glockenschäden schon vor dem Eintreten hörbarer Klangveränderungen zu erkennen, ist eine wiederkehrende Erfassung des Glockenklangs nach gleichem Muster erforderlich. Bei historisch wertvollen Glocken oder Glocken mit Vorschädigungen ist eine regelmäßige Auswertung des musikalischen Fingerabdrucks im Zyklus von 2 bis 5 Jahren ratsam, bei neueren und unbeschädigten Glocken sind längere Zyklen (alle 10 Jahre) ausreichend.
Die Erfassung der für den musikalischen Fingerabdruck erforderlichen Klangaufnahme erfolgt nach vorgegebenem Muster, bedarf jedoch - abgesehen von einer Schulung durch uns - keiner besonderen Qualifikation oder Ausbildung. Je mehr Glocken mithilfe des musikalischen Fingerabdrucks analysiert und überwacht werden, umso weniger Schäden werden zukünftig zu beklagen sein.